Schizophrenie

Schizophrenie

Menschen mit einer Schizophrenie unterliegen sehr oft und immer noch einem Stigma, das vor allem in der Medienwelt genutzt wird. Nicht selten wird ein Mensch mit Schizophrenie in Kriminalfilmen als der „geistesgestörte Massenmörder“ dargestellt, der ohne Empathie und komplett ohne Sinn für die Realität anderen Menschen Leid zufügt. Natürlich verschwimmt hierdurch auch der Realitätssinn der Menschen, die keine psychische Erkrankung haben und die sich sonst auch nicht mit psychischen Erkrankung befassen.  

 

Aber wie viele Menschen haben überhaupt eine Schizophrenie? Wieso verwechseln viele Menschen eine dissoziative Identitätsstörung mit einer Schizophrenie? Und welche Symptome können Menschen, die an einer Schizophrenie erkrankt sind, haben?  

 

Die Schizophrenie gehört zu den weltweit häufigsten psychischen Störungen. Aktuell sind circa eine Millionen Menschen allein in Deutschland von der Erkrankung betroffen, weltweit sind es hingegen ungefähr 60 Millionen. Die ersten Symptome zeigen sich selten vor der Pubertät, meistens jedoch zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr. Zwar erkranken im Durchschnitt die männlichen Betroffenen 5 Jahre früher als die weiblichen Betroffenen, jedoch sind nicht mehr Männer als Frauen an einer Schizophrenie erkrankt. Auch ist es wichtig zu wissen, dass Menschen aufgrund von belastenden Umständen an einer Schizophrenie erkranken können, die Erkrankung aber zu 50-70% genetisch bedingt ist. Sind beide Elternteile an einer Schizophrenie erkrankt, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind auch betroffen ist, ungefähr bei 30%. Auch kann eine Schizophrenie durch Drogenkonsum hervorgerufen werden. 

Definition: 

Das Wort „Schizophrenie“ kommt aus dem altgriechischen und wird aus den Worten „schizein“, was „abspalten“ bedeutet, und „phrēn“, was „Seele“ bedeutet, zusammengesetzt. Die „abgespaltene Seele“ wird auch häufig als „gespaltene Persönlichkeit“ übersetzt. Diese Übersetzung trägt dazu bei, dass die Erkrankung oft missverstanden wird. Beim Gedanken an eine Schizophrenie kommt es noch sehr oft vor, dass Menschen diese Erkrankung mit einer „dissoziativen Identitätsstörung“ verwechseln, also einer Erkrankung, bei der sich mehrere Persönlichkeiten in einem Körper befinden. Die psychiatrische Bedeutung von „Schizophrenie“ ist jedoch eine psychische Störung, bei der sowohl die Gedanken, die Wahrnehmung und die Affektivität betroffen sind. 

Die Schizophrenie ist die häufigste Form einer endogenen Psychose. Dies bedeutet, dass sie nicht auf den Körper zurückführbar ist. 

Symptome:

Bei der Schizophrenie gibt es eine Vielzahl von Symptomen, die sich meist in den einzelnen Krankheitsphasen unterscheiden. Aus den unspezifischen Symptomen, die zu Beginn der Erkrankung meist in Kombination auftreten, lässt sich oft sehr schwer der Beginn einer schizophrenen Erkrankung erahnen. Einige dieser Symptome sind:  

 

Ruhelosigkeit, Ängste, Leistungsabfall, Anspannung, Gedächtnisstörungen, Zwangsgedanken, fehlender Antrieb, soziale Unsicherheit, Humorlosigkeit, mangelnde Körperhygiene, Gefühl des Kontrollverlusts und starke Beschäftigung mit religiösen und mystischen Themen. 

  

Einige, wichtige Symptome, die sich zwar schon zu Beginn der Erkrankung andeuten können, aber meist erst in der akuten Phase zum Vorschein kommen, sind:  

 

Störung des Ich-Erlebens: Für Betroffene, die eine „Ich-Störung“ haben, verschwimmen die Grenzen ihres Körpers mit denen der Umwelt. Sie wissen nicht genau, wo ihr Körper anfängt oder aufhört, oder ob man durch sie hindurchsehen kann. Aus diesem Grund glauben viele Menschen mit einer Ich-Störung, dass man ihre Gedanken lesen kann, da man sozusagen in ihren Kopf „hineinschauen kann“. Hierbei versuchen die Betroffenen oft, negative Gedanken zu verdrängen, um nicht in einen Konflikt mit dem Gegenüber zu geraten. Auch kann dies der Grund für die mangelnde Körperhygiene sein. Viele Erkrankte glauben, dass Wasser und die Hygieneartikel in die Haut eindringen und sie somit vergiften, weswegen sie den Duschvorgang vermeiden. 

 

Optische und akustische Halluzinationen: Es kommt oft vor, dass die Betroffenen Dinge sehen oder hören, die ihre Umwelt nicht wahrnehmen. So kann es passieren, dass sie Stimmen innerhalb ihres Kopfes wahrnehmen, die, zum Beispiel, die Gedanken laut aufsagen, Handlungen kommentieren oder (meist negative) Befehle erteilen. Es kann aber auch passieren, dass sie die Stimmen von Außerhalb hören, also glauben, dass, zum Beispiel, auf offener Straße oder im Radio, über sie geredet wird. Auch haben viele den Eindruck, dass göttliche Wesen zu ihnen sprechen.  

 

Reizüberflutung: Ein wichtiger Faktor, den man bei der Arbeit mit psychisch erkrankten Menschen wissen sollte, ist, dass Menschen mit Schizophrenie oftmals Reize von außen nicht filtern können. Wenn sich diese somit in ihrem Zimmer befinden, es regnet, das Radio an ist und vor der Tür geredet wird, können sie diese Reize nicht „ausschalten“. Gemeinsam mit den Stimmen, die sie möglicherweise hören, können sich hierdurch viele Stressfaktoren bilden, durch die die erkrankten Menschen schwer zur Ruhe kommen können.  

 

Formale Denkstörungen: Oftmals kommt es vor, dass Menschen mit Schizophrenie „zerfahren“ wirken. Die gesprochenen Sätze ergeben für Außenstehende sehr häufig wenig Sinn, werden in der Mitte unterbrochen oder es werden mehrere Themen gemeinsam strukturlos verarbeitet. Auch bilden sich oft sogenannte „Neologismen“, also Wortneuschöpfungen, die für den Betroffenen Sinn ergeben, für Außenstehende aber oft schwierig zu verstehen sind. Es kann auch geschehen, dass die Erkrankten den Eindruck haben, dass ihnen die vorhandenen Gedanken entzogen oder neue Gedanken von außen eingegeben wurden.  

 

Wahn: Ein weiteres Symptom bei Menschen mit einer Schizophrenie ist, dass diese den Eindruck haben, dass sie von außen, zum Beispiel aus dem Fernseher oder aus dem Radio, ganz spezielle Botschaften, die nur für sie bestimmt sind, erhalten. Auch passiert es häufig, dass sie ihre Umwelt auf sich und schreiben hierdurch der Mimik und den Gestiken ihrer Mitmenschen wichtige Bedeutungen für sich zu. Befinden sich Betroffene in diesem Wahn, sind sie ausnahmslos von der Richtigkeit ihrer Wahrnehmung überzeugt und können auch mit logischen Argumenten nicht vom Gegenteil überzeugt werden. 

Arten der Schizophrenie:

Eine Schizophrenie wird durch viele Arten von Symptomen beschrieben. Aber nicht jeder an einer Schizophrenie erkrankter Mensch weist alle diese Symptome auf. Das Klassifikationssystem ICD-10 unterscheidet verschiedene Arten der Schizophrenie, wobei sich bestimmte Symptome meist nur bei bestimmten schizophrenen Störungen zeigen. Bei einer paranoiden Schizophrenie ist, zum Beispiel, oft die Wahrnehmung betroffen, wohingegen bei der hebephrenen Schizophrenie meist die Gefühlswelt beeinträchtigt ist.  

 

F20.0 – paranoide Schizophrenie: Wie der Name schon sagt, sind in dieser Form der Schizophrenie paranoide Gedanken involviert. Auch die Wahrnehmung ist oftmals beeinträchtigt. Menschen, bei denen eine paranoide Schizophrenie diagnostiziert wurden, hören und sehen oft Dinge, von denen sie sich bedroht oder verfolgt fühlen. Die Gefühlswelt und der Antrieb sind hierbei selten betroffen. Oftmals haben die Erkrankten den Eindruck, sie seien in Lebensgefahr. Es kann auch passieren, dass die Betroffenen glauben, dass sie Millionäre, große Persönlichkeiten oder religiöse Bekanntheiten, wie, zum Beispiel, Jesus Christus sind.  

 

F20.1 – hebephrene Schizophrenie: Die hebephrene Schizophrenie tritt vor allem im Alter zwischen 15 und 25 Jahren auf. Hierbei ist die Gefühlswelt meist am stärksten betroffen. Sowohl Halluzinationen, als auch wahnhafte Gedanken können vereinzelt auftreten. Seltsame Bewegungsabläufe, genannt Manierismen, können auftreten. Das Verhalten von Menschen, die an hebephrener Schizophrenie erkrankt sind, scheint oft unvorhersehbar und verantwortungslos zu sein. Sowohl das Denken, als auch die Sprache können wirr und desorganisiert erscheinen. Auch die Stimmung wird oft als abgeflacht wahrgenommen.  

 

F20.2 – katatone Schizophrenie: Bei dieser Form der Schizophrenie ist die Motorik stark beeinflusst. Es kann vorkommen, dass die Betroffenen eine erhöhte Erregung, also einen extremen Bewegungsdrang haben, aber auch unter einem Stupor, was bedeutet, dass sich diese für lange Zeit wie regungslos verhalten und keine Bewegungen mehr vollführen. Auch kann es passieren, dass die Betroffenen in diesem Zustand vermehrt halluzinieren oder sich sogar wie in einer Traumwelt befinden. .  

F20.5 – schizophrenes Residuum: Nach einer akuten Phase einer Schizophrenie kann es passieren, dass einschränkende Symptome nicht mehr oder nur sehr langsam abklingen. 

Hiervon können sowohl Sprache, Motorik, Mimik, Körperhaltung und Denkvermögen betroffen sein. 

Behandlungsmöglichkeiten:

Die Behandlungsmöglichkeiten bei einer schizophrenen Erkrankung sind begrenzt. Oftmals ist der Einsatz von Medikamenten, sogenannte Neuroleptika, unabdingbar. Diese sollen jedoch nur die Symptome eindämmen, die Erkrankung selbst wird von Medikamenten nicht geheilt. Bei einer Depression können, zum Beispiel, die Medikamente eingenommen werden, bis sich die Erkrankung gelegt hat. Menschen, bei denen eine Schizophrenie diagnostiziert wurde, werden höchstwahrscheinlich ihr Leben lang Medikamente einnehmen müssen. Natürlich können auch Psychotherapie und weitere therapeutische Verfahren sehr hilfreich sein, da es möglich ist, dass sich die Erkrankung bei Stress verstärkt. 

 

Zurück zum Blog